Wahlpflichtmodul Cold Cases an der DHPol
von KD Karsten Bettels, Prof. Dr. Anja Schiemann
Im letzten Masterstudiengang 2019-21 „Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement“ fand an der Deutschen Hochschule der Polizei im Wahlpflichtmodul II ein Kurs zu Cold Cases in Kooperation des Fachgebiets III 5 Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminalpolitik (Anja Schiemann) mit dem Studienleiter des Masterstudiengangs der Polizeiakademie Niedersachsen (Karsten Bettels) statt. Während an der Polizeiakademie in Nienburg schon seit mehreren Jahren im Rahmen des Bachelorstudiengangs vertiefende Einblicke in die Cold Case-Bearbeitung durch entsprechende Wahlveranstaltungen – durchgeführt von Karsten Bettels – gewonnen werden konnten, wurde das Angebot für den Masterstudiengang an der DHPol neu eingeführt. Insofern mussten auch die Lehrinhalte spezifisch auf die Zielgruppe angehender Polizeibeamten und -beamtinnen im höheren Dienst mit Führungsaufgaben angepasst werden.
Neben einer kurzen Aktenanalyse eines ausgewählten Falls durch die Studierenden, in der es primär um die Fehleridentifizierung und die Erarbeitung von Optimierungsvorschlägen ging, wurde sich mit der Frage beschäftigt, was eigentlich Erfolgskriterien der Cold Case Bearbeitung sind und welche Kriterien neben der Zielrichtung der Verurteilung des Täters noch eine Rolle spielen können. Hierzu wurde ein multiperspektivischer Ansatz aus Sicht von Strafverfolgungsbehörden, von Angehörigen der Opfer, der Medien und der Gesellschaft gewählt. So sollten die Studierenden in die Lage versetzt werden, eine eigenständige Bewertung der unterschiedlichen Bearbeitungsformen von Cold Cases in der Praxis sowie Priorisierungskriterien für spätere Leitungsfunktionen im ermittelnden Bereich bilden zu können. Neben eigenen Vorträgen der Studierenden zu unterschiedlichsten kriminalistischen, kriminologischen, rechtsmedizinischen und straf- und strafverfahrensrechtlichen Themen mit Bezug zur Cold Case-Bearbeitung, wurden diverse Fremdreferenten eingeladen. Neben einer Einführung durch die beiden Leiter des Wahlpflichtmoduls, gab Marc Miller Einblicke in die Cold Case Bearbeitung in Niedersachsen und stellte seine Masterarbeit vor. KHK Thilo Speich, Leiter der Cold Case Unit PD Lüneburg, berichtete über die Arbeitsweise einer Cold Case Unit sowie bestimmten Spannungsfeldern. Über eine Videoschaltung konnten die Studierenden auch Einblicke in die Cold Case-Bearbeitung in anderen Ländern gewinnen. So erläuterte Dr. David Keatley von der Murdoch University den australischen Ansatz der Cold Case Analyse, Dr. Cheryl Allsop von der University of Wales beschrieb den britischen Weg. Dave Grimstead, Mitbegründer von Locate International und ehemaliger Mordermittler, stellte das Netzwerk Cold Cases vor, an dem Polizeien, Universitäten und andere Spezialisten mehrerer Länder beteiligt sind. Nach diesem internationalen Input stellte Lena Griesbach (PI Hannover) eine multiperspektivische Betrachtung von Erfolgsfaktoren in der Cold-Case-Bearbeitung vor. Grundlage dieses Vortrags war ihre Bachelorarbeit, deren Zusammenfassung auch als Beitrag im aktuellen PIR Heft nachzulesen ist. Dr. Annette Marquardt (Staatsanwaltschaft Verden) stellte die staatsanwaltliche Sichtweise auf Cold Cases vor, auch von ihr kann man einen Aufsatz im aktuellen Heft lesen. Das Zusammenspiel von Operativer Fallanalyse und Cold Cases war schließlich Gegenstand eines Vortrags von KR Alexander Horn, Leiter der Operativen Fallanalyse in München. Der Input der Fremdreferenten wurde abgerundet durch einen Vortrag von Ralf Döbele, Redakteur Aktenzeichen xy-ungelöst, der die Zusammenarbeit von Strafverfolgungsbehörden und Medien anhand praktischer Fälle erläuterte.