Musterklausur Tod einer Lehrerin

(Kriminalistik/Kriminaltechnik)

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Sachverhalt

Freitag, 08. September 2017, 16:23 Uhr, Gymnasium am Stadtwald in D-Stadt. Die Raumpflegerin Luise Reinlich findet im Zuge ihrer Tätigkeit in einem Klassenraum die offenbar schwer verletzte Lehrerin, Frau Herzblut. Die ihr persönlich bekannte Frau liegt regungslos am Boden und atmet unregelmäßig. Beide Hände und Unterarme sind blutverschmiert mit deutlich sichtbaren Verletzungen.

Die Kleidung weist im Bauchbereich zwei Beschädigungen auf, mit einem großen dunklen Fleck drumherum. Auf dem Boden neben ihr hat sich eine Lache einer dunklen Flüssigkeit gebildet. Das Innenfutter der Taschen ihrer Bekleidung ist nach außen gestülpt. Neben der Lehrerin liegt ein Fleischmesser.

Auf dem Lehrerpult befindet sich eine geöffnete und offenbar ausgeschüttete Damenhandtasche. Der Inhalt liegt teilweise auf dem Pult und auf dem Boden daneben. An einigen Utensilien sind dunkelrote Antragungen zu erkennen. Eines der Fenster steht offen. Von der verletzten Frau verlaufen in Richtung Fenster deutlich sichtbare, rötlich gefärbte, Schuhabdrücke sowie Tropfen einer roten Flüssigkeit, die sich auf der Fensterbank und am Fensterflügel fortsetzen.

Der durch Frau Reinlich alarmierte Notarzt kann anschließend nur noch den Tod von Frau Herzblut feststellen. Todesursächlich sind nach erster Diagnose zwei Einstiche im Bauchbereich.

Das mit der Tatortarbeit beauftragte Team der Mordkommission D-Stadt (KK 11 und KK 33-KTU) trifft im Zuge der Tatortarbeit weitere Feststellungen: Das Portemonnaie aus der Handtasche ist, abgesehen von ein paar Münzen und einem Personalausweis, leer. In einer draußen in der Nähe des Fensters stehenden Mülltonne finden sich eine Motorradhaube (Sturmhaube) und ein Papiertaschentuch mit Blutantragungen.

Der Taschenkalender der Lehrerin weist unter anderem folgende Eintragung auf: „Freitag, 08.09. 2017, 16:00 Uhr; Schülergespräch Freddy Faulpelz“. Erste Ermittlungen ergeben, dass es sich bei Freddy Faulpelz um einen polizeibekannten jugendlichen Intensivtäter (JIT) handelt.

Aufgaben

  1. Erläutern Sie im Rahmen der kriminalistischen Fallanalyse (KFA) die Verdachtslage im Hinblick auf eine Tat und im Hinblick auf eine Person (Ziffern 1.1.2 und 1.1.3). (Anteil 15%)
  2. Sie sind Sachbearbeiter/in beim KK 11 (Todesermittlungen). Erläutern Sie ausführlich die vorhandenen und zu erwartenden Spuren (Spurenart, allgemeine Beweiskraft). Gehen Sie davon aus, dass die von Ihnen erwarteten Spuren auch tatsächlich gesichert werden. (Anteil 45%)
  3. Erläutern Sie die Möglichkeiten der Beweisführung, die dazu notwendigen strafprozessualen Maßnahmen und die für die wichtigsten kriminaltechnischen Untersuchungen erforderlichen ablauforganisatorischen Aspekte.  Gehen Sie dabei insbesondere auf die Person Freddy Faulpelz ein. (Anteil 40%)